Wenn schlank im Schlaf nicht mehr hilft...
Magenbypass, Schlauchmagen, Magenband u.v.m: „Schlank durch einen Schnitt“ lautete mein neuestes Fortbildungsthema, das sich allen Fragen rund um die bariatrische Chirurgie widmete. Ärzte des Universitätsklinikums S-H referierten in Kiel über das immer stärker aufkommende Thema und machten Vor- und Nachteile anhand von beeindruckenden Fallbeispielen deutlich.
Wenn das Gewicht das gesunde Maß deutlich übersteigt und andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion fehlschlagen, hilft oftmals nur noch ein bariatrischer Eingriff – eine OP. Zu schön ist die Vorstellung danach schlank zu werden und zu bleiben und keine Probleme mehr mit dem Essen zu haben – endlich wird alles anders. Ist es wirklich so einfach? Hier lesen Sie die wichtigsten Kernpunkte rund um die bariatrische OP, zu Voraussetzungen und Folgen.
Nicht jeder Mensch kann sich einer bariatrischen Operation einfach so unterziehen. Ärzte entscheiden anhand bestimmter Kriterien, ob eine Indikation zur OP gegeben, d.h. diese notwendig und erfolgsversprechend ist. Dazu richten sie sich nach der sogenannten interdisziplinären S3-Leitlinie „zur Prävention und Therapie der Adipositas“. Demnach muss bei Ihnen eine ausgeprägte Adipositas länger als 5-10 Jahre bestehen, der BMI muss im Regelfall bei mindestens 35kg/m² liegen, wenn nebenbei schwerwiegende Folgeerkrankungen bestehen. Andernfalls liegt der minimale BMI bei 40kg/m². Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine 1,65m große Frau 110kg wiegt oder ein 1,80m großer Mann 130kg. Hormonelle Ursachen der Erkrankung oder eine bestehende Essstörung sowie Abhängigkeitserkrankungen dürfen nicht vorliegen. Diese müssen zuvor behandelt werden.
Eine bariatrische OP passiert nicht einfach so und schon gar nicht von heute auf morgen. Man muss erst alles andere versucht haben, um selbstständig Gewicht zu verlieren. Dazu ist unter anderem eine Ernährungsberatung über sechs Monate (>180 Tage) vorgeschrieben, wobei zwischen den einzelnen Terminen nicht mehr als 30 Tage liegen dürfen. Zwei Mal die Woche Sport für mindestens eine Stunde steht ebenfalls auf dem Programm, alles ganz genau dokumentiert. Dies ist an dieser Stelle das A und O. Psychische Erkrankungen, bestehende Essstörungen und Abhängigkeitserkrankungen müssen vorab therapiert werden. Bedenken Sie, dass man ursächliche Probleme nicht wegschneiden kann. Erst wenn die psychische Verfassung gesund und stabil ist und sportliche und ernährungstherapeutische Maßnahmen über den genannten und dokumentierten Zeitraum fehlschlugen, trägt die Krankenkasse die anfallenden OP- und Folgekosten (nicht zu verwechseln mit einem plastischen chirurgischen Eingriff in Folge des starken Gewichtsverlustes!). Allenfalls bei einem BMI ab 60kg/m² kann auch ohne abgeschlossene konservative Bemühungen operiert werden.
Über die für Sie richtige Operationsmethode berät Sie Ihr behandelnder Chirurg und Ernährungsmediziner an der Klinik, die Sie sich ausgesucht haben. In Schleswig-Holstein kommen dafür zum Beispiel das UKSH in Kiel, die Sana-Kliniken in Lübeck, das Westküstenklinikum in Heide und das Klinikum Nordfriesland in Tönning in Frage. Die Entscheidung darüber hängt von Ihrer persönlichen Situation, möglichen Begleiterkrankungen und Ihrem Alter ab. Es gibt restriktive Methoden (=Verkleinerung des Magenvolumens) oder aber auch malabsorptive (=bestimmte Nährstoffe können nur noch unzureichend aufgenommen werden). Alle Operationsmethoden haben Vor- und Nachteile, unterschiedliche Risiken, Erfolgsaussichten und übrige Folgen. Dies bedarf unbedingt einer individuellen Entscheidung.
Nach der OP steht für ein paar Tage erst einmal Flüssignahrung auf dem Speiseplan, um die Wundheilung nicht zu gefährden. Mehr geht auch nicht. Der Übergang zur pürierten und breiigen Kost ist fließend, genauso wie der Übergang zur normalen Kost. Hier werden einzelne Lebensmittel wieder neu eingeführt und ausgetestet. Was vor der OP gut bekam und schmeckte, muss nach der OP nicht mehr dasselbe sein. Entscheidend sind auch Essensregeln, die über das, was gegessen wird, hinausgehen und für die Vermeidung von Komplikationen unabdingbar sind. Unabhängig davon kann es trotzdem zu Mängeln kommen, die eine Supplementierung von Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweißen bedürfen! Daher ist eine lebenslange Nachsorge nötig!
Sie liebäugeln mit einer bariatrischen Operation und möchten sich über zwangsläufige Veränderungen in Ihrem Ess- und Ernährungsverhalten erkundigen? Gerne erläutere ich Ihnen die Zusammenhänge.
Oder Sie sind schon mitten in der Planung und müssen Ihrer Krankenkasse eine sechsmonatige Ernährungsberatung nachweisen? Ich unterstütze und begleite Sie, vor allem auch in der Zeit nach der OP, wenn gegebenenfalls ernährungsabhängige und medizinische Probleme auftreten und nichts mehr ist wie es war.