Schweinehund
„Ich mag Ihren Schweinehund“ sagte die Frau am anderen Ende des Hörers, nachdem ich Sie begrüßte. „Ich auch“ erwiderte ich kurz. Länger musste ich jedoch über Ihren Satz nachdenken. Anlass genug, um dem inneren Schweinehund ein paar Zeilen zu widmen. Denn es ist Ihr Schweinehund, den Sie am Ende einer Ernährungsberatung bei mir mögen sollen. Gefühlt stört der innere Schweinehund immer: wenn er ganz plötzlich und unangemeldet auftaucht, die Joggingschuhe aneinanderknotet und die Kühlschranktür öffnet. Ein Schokoladenpudding wird ja wohl noch drin sein. Ebenso lästig und unbeliebt ist der Schweinehund, wenn er regelrecht mit uns zusammenwohnt, sich an die Fersen heftet und ständig präsent ist. Zu einfach wäre es, wenn es ihn nicht geben würde – meint man. In diesem Fall wird der Schweinehund jedoch sogar vermisst und es wird sich die Frage gestellt, was dazu geführt hat, dass er nicht mehr wiederkommt. Wieder ein negatives Gefühl. Dabei würde ein bisschen positive Zuwendung und Akzeptanz über seine Daseinsberechtigung schon so viel bringen und so manchen beruhigen.
In meiner Arbeit als Ernährungsberaterin stoße ich mit meinen Patienten nicht selten an den Punkt, dass Dinge unveränderlich erscheinen. 1000 Gründe, warum etwas nicht geht, warum äußere Umstände verhindern, Verhalten zu verändern. Das ist auch unser Schweinehund.
Wer möchte, den unterstütze ich bei der Suche nach dem zwischenzeitlich Verlorenen oder Unerkannten sowie beim Freundschaftschließen mit dem Ungeliebten. Damit jeder final sagen kann: „Ich mag meinen Schweinehund.“